Jontsch erzählt, ob er sich nun raufgeschnurrt oder raufgeschlafen hat und wie es ist, in Clubs erkannt zu werden.

Ich treffe Radiomoderator Jontsch im 0815 Lokal im Seefeld, welches gleich neben seinem Arbeitsort Energy Zürich liegt. Nach meinem Interview mit ihm hat er nämlich, an seinem eigentlich ersten Ferientag, ein Meeting. Für andere ein definitiver Grund angepisst zu sein, doch Jontsch ist wie immer gut gelaunt und ein überaus angenehmer Gesprächpartner.

Jontsch, du Guter! Lange ist’s her! Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?

Ow Janine, das muss mal im Escherwyss gewesen sein, an einer angeheiterten Party. Schön sehen wir uns unter normalen Umständen mal wieder.

Sehr wahr. Also Jontsch, es gibt keinen typischen Weg Radiomoderator zu werden und so würde ich erstmal gerne wissen, wie hat denn deiner ausgesehen? Dein untypischer Weg?

Seit ich denken kann wusste ich, dass ich mal so werden will, wie die Männlein, die aus dem Radio sprechen. Und wie du eben sagst, gibt es keinen typischen Weg um dort hin zu kommen. Die Berufsberaterin ist an mir verzweifelt! Also musste ich mir meinen Weg selber basteln.

Und wie hat denn dieses Basteln ausgesehen?

Mit Dreizehn hab ich mich für die Jugend-Radiosendung „Blinker“ beworben, die es mal bei Radio 24 gegeben hat. Leider war ich für den Job noch zu jung, doch mir wurde dort gesagt, ich solle es bei Radio LoRa probieren. Ich bin dann dort hin und hatte mein Vorstellungsgespräch bei so einer Powerlesbe. Da kam also ich, der kleine verwöhnte Goof, zum alternativen Kifferradio . Sie haben mich gleich wieder Nachhause geschickt! Aus irgendeinem Grund hat die Kampffeministin aber meine Bewerbung dort in der Küche aufgehängt und Latino Gustavo, der früher auch beim Radio gearbeitet hat, hat sich bei mir gemeldet. Kurz darauf durfte ich mit ihm seine Jugendsendung Helium auf Radio LoRa moderieren. Dann ging‘s relativ schnell und ich landete bei Radio Unispital, bei der Videogang, war Sportreporter für Radio Zürisee, hatte einige Fernsehgigs und dann im 2004 wurde ich als Praktikant bei Energy Zürich eingestellt.

Und dann hast du dich vom Praktikant an die Spitze raufgeschnurrt?

Raufgeschlafen hab ich mich, Janine!

Was?!

Ja logisch. Ich hab mit meinen Chef geschlafen! Dem Dani Büchi.

Ach Seich! Du Tubel erzählst mir Mist! Jetzt dacht ich schon ich hab die Story des Jahres!

Nein, quatsch. Ich hab ihn aber schon auf den Mund geküsst, vielleicht hat das genützt.  Sonst hab ich einfach 180% gegeben, hab 16 Stunden Tage gearbeitet. Ich wurde aber lange hingehalten, war ewig lange Praktikant, dann mal freier Mitarbeiter, dann wurde ich mal rausgeschmissen und schlussendlich hab ich Radio Energy für ein Jahr verlassen und bin nach Deutschland um dort für Big FM zu moderieren. Am Schluss ist Energy auf den Knien wieder zu mir gekommen. Auf den Knien! Sie haben mir ein gutes Angebot gemacht und ich bin so ein Züribueb. Ich bin also wieder zurück gekommen hab dem Chef mein verstaubtes, ursprünglich im 2005 geschriebenes „Energy Downtown“-Konzept auf den Tisch gelegt – und hier bin ich. Energy Downtown ist immer noch erfolgreich und gibt es sogar seit drei Monaten auch in Bern.

Ja wunderbar! Aber Jontsch, du bist ja nicht nur Radiomoderator, du bist ja auch ein halber C-Promi. Wieso bist ausgerechnet du berühmt geworden? Es gibt so viele Radiomoderatoren.

Ich habe versucht, die “Personaltiy“  zurück ins Radio zu bringen. Wenn’s am Morgen der Roman Kilchsperger ist, soll’s am Abend der Jontsch sein. Ich wollte, dass der Zuhörer die Stimme auch mit einem Gesicht identifizieren kann. Und entweder denkt man „Ah, das ist ein geiler Siech!“ oder aber „Mann, was ist denn das für ein schräger Typ?“. Schlussendlich polarisiert man damit. Und irgendwann hat der Sender beschlossen, wenn sie mich schon so featuren auf dem Sender, dann soll ich auch die Anlässe moderieren, wie zum Beispiel eine Energy Fashion Night oder eine Stars for free.  Und so kamen irgendwann auch Anfragen von Firmen. Und von den Firmen geht’s dann nicht mehr lange bis das Fernsehen mal kommt.

Gut das du gleich zum Thema Fernsehen kommst. Wie sieht’s denn da so aus? Hast du da was Neues im kommen?

Wie du vielleicht weisst, drehe ich zurzeit mit Nadine Strittmatter „Fashion Days Model Challenge 2010“ für Pro7. Sonst ist das mit dem Fernsehen eine spezielle Situation. Ansonsten weiss ich, dass das SF ein Auge auf mich geworfen hat. Das ehrt mich und ich kann ganz klar sagen, dass es ein Ziel wäre dort eines Tages ein Format zu moderieren welches gut zu mir passen würde. Aber ich mach mich da nicht verrückt.

Jontsch legt seine Hand auf die andere Seite, meine Seite, des Tisches.

Jontsch? Willst mich anlangen?

Nein, ich versuche dieses Zuckerbölleli hier rauf zu tun. Nachher würde ich dich aber gerne anlangen.

Ah, okay, ja. Hm. Das werd ich so schreiben!

Kannst du gerne machen: „Jontsch belästigt Journalistin während Interview! Es war 13:20, sie trank gerade einen Schluck Eistee, als es passierte!“

Wenn du gerade nicht Journalistinnen anfasst,  wie sieht ein normaler Tag bei dir so aus?

Mein normaler Tag, der eigentlich nie normal ist, sieht so aus, dass ich spätestens um halb zwölf im Büro bin und dann geht’s eigentlich los: Sendung vorbereiten und auch Administratives erledigen. Von 15:00 bis 20:00 bin ich dann auf dem Sender.

Und bekommst du während deiner Sendezeit viel Mails ins Studio? So „Hey Jontsch, was trägst du gerade?“

Nicht so „Hey willst du mit mir in die Kiste steigen“-Mails, sondern mehr, dass sie mich gerne kennenlernen würden. Gerade vor Kurzem habe ich einen riesen Liebesbrief erhalten und das freut mich natürlich auch sehr, ist aber irgendwie auch unrealistisch. Ich beantworte aber alles.

Man merkt du liebst deinen Job, aber gibt es auch Nachteile?

Ich kann weniger in den Ausgang gehen. Vielleicht glaubt man mir das nicht, aber ich habe Mühe damit, erkannt zu werden.  Ich musste mich wirklich sehr daran gewöhnen. Am Anfang war’s noch so, dass ich in einen Club ging und sich einfach ein paar Leute nach mir umgedreht haben. In letzter Zeit ist es aber extremer geworden, auch mit den Geschichten in der Presse. Ich hab mich mal mit einer an einem Konzert vergnügt und am nächsten Tag stand’s in der Zeitung, das ist dann auch nicht so cool.

Was würdest du jungen, aufstrebenden Radiomoderatoren raten?

Da sind wir eigentlich auch gleich wieder beim Anfang. Früher gab es keinen direkten Weg zum Radio zu kommen, heute schon. Das ist ein Vor- und ein Nachteil, ich musste es mir nämlich wirklich erkämpfen. Bei uns kann man jetzt zum Beispiel „Camper“ werden. Da kann man ein Jahr lang in jeder Abteilung von unserem Radio arbeiten, was ein Traum ist! Wenn man gut ist, kommt man sofort ins Programm. Gerade jetzt ist einer fest in die Redaktion gekommen, Frank Estermann. Der ist auch total talentiert, jung und schlau – kein Kücken, der redet mit, als ob er schon 100 Jahre für’s Radio arbeiten würde. Wirklich talentiert.

Und irgendwann wird dir so einer den Rang ablaufen?

Du, den Rang ablaufen .. das ist immer so. Leute kommen und gehen.  Ich bin froh wenn guter Nachwuchs kommt! Die Radiolandschaft ist beschissen im Moment.

Wunderbarer Schlusssatz, möchtest du noch was loswerden? Kannst du den noch toppen?

Ja, ich lieb dich!

Merci Jontsch!

Der Musikwunsch von Jontsch:

Nützliche Infos rund ums Thema Job & Karriere gibt’s auf Jobwinner.ch!

2 Antworten auf „Jontsch erzählt, ob er sich nun raufgeschnurrt oder raufgeschlafen hat und wie es ist, in Clubs erkannt zu werden.“

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