Werber Thomas Meyer über Inspirationsroutine und seinen wodkalosen Arbeitsplatz.

Nach 10 Jahren als Angestellter hat der junge flotte Thomas Meyer 2007 seine eigene Werbeagentur gegründet. Nebenbei hat er noch zwei lustige Bücher mit den Namen Federhure 1 & 2 geschrieben, wurde in der Weltwoche abgedruckt, war in den 90gern Mitglied der KULT Gang, schreibt für das neue Magazin Hauptstadt und ist unteranderem für die umjubelte „Aktion für ein kluges Zürich“ verantwortlich. Er ist ohne Zweifel einer von Zürichs kreativsten Köpfen.

"Falsch gedruckte Etiketten bitte hier aufkleben." Thomas am Seich machen.

Meyer, du hast keine Sekretärin! Wieso nicht?
Ich kann mir keine leisten.

Nein, falsch. Neue Antwort bitte.
Eine Sekretärin müsste natürlich jung und hübsch sein und dann könnte ich mich nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren. Deshalb hab ich keine. War das die Antwort die man von einem Werber erwartet? War die jetzt gut?

Ja, sehr gut Thomas.
Was hast du getan, bevor ich hier angekommen bin? Was macht ein Werber um zwei Uhr Nachmittags?
Er stellt einen Text fertig, den er eigentlich bereits am Morgen hätte fertig haben müssen.

Und was macht ein Werber nachdem er mit mir gesprochen hat?
Da erwartet mich eine Sitzung. Aber Sitzungen sind prinzipiell lustig.

Sieht so ein normaler Tag bei dir aus? Oder wie soll man sich diesen vorstellen?
Ich bin meistens um 08.00 im Büro..

War das jetzt gelogen?

Nein.

Ok, weiter.
Dann verschaffe ich mir eine Übersicht über die Pflichten vom Tag. Dann legt man alles wieder weg und checkt ein bisschen seine E-Mails. Dann kümmert man sich um administrative Aufgaben, das ist sehr aufwendig und erfordert viel Disziplin, aber wenn’s nicht gemacht wird funktioniert der Laden nicht. Wenn möglich schreibt man dann zwei Rechnungen, einfach nur dem Vergnügen zulieb..

Jaja, so genau muss ich’s nicht haben. Wann kommen denn die Aufgaben eines Werbers? Das Kreative. Wann kommen die Ideen? Wo kommen die Ideen? Tatsächlich im Büro?

Ja, die kommen im Büro.

Ah echt? Das ist nicht so „Ich bin hier nicht inspiriert, ich geh jetzt in eine Bar!“?
Doch, das kommt auch vor, aber ich muss sagen, dass langsam eine Inspirationsroutine eingetroffen ist. Wenn ich keine Inspiration habe, lege ich das Projekt für eine halbe Stunde weg und nehme es dann später wieder hervor.

Ach! Ich hab gedacht, es ist wie Bei Mad Men. Kennst du die Serie? Spielt in den Sechzigern und dreht sich um eine grosse Werbeagentur in New York. Die kommen ins Büro, trinken einen Wodka mit Milch und auch den Rest vom Tag trinken die, meistens Whiskey. Dazu rauchen sie Lucky Strike Zigaretten, halten Schläfchen auf ihren Sofas, vögeln ihre Sekretärinnen und auch sonst alles was bebrüstet ist.
Das hat leider nicht sehr viel mit der Wahrheit zu tun. Tut mir leid Janine! Der Alltag des Werbers ist nicht sehr glamourös.

Wieso bist du Werber geworden Thomas?
Weil ich unglücklich bin, wenn ich nicht kreativ sein kann.

Ist es denn dein Ziel eines Tages eine grosse Agentur zu leiten? Durchs Büro laufen und schreien „Schreiben!“ „Zeichnen!“ und das am besten im Militärgwändli.
Nein, niemals!

Was? Das hätte ich dir jetzt zugetraut. Du willst also, dass alles so bleibt wie es ist?
Das habe ich auch nicht gesagt Janine.

Aaaah.
Ich möchte nicht die Verantwortung für so viele Menschen tragen. Ich weiss von Leuten die Agenturen leiten, ihre Angestellten haben und natürlich hat man dann mehr Menschenkraft und kommst so an grössere Aufträge, aber so hat man wie gesagt viel mehr Verantwortung, die möchte ich nicht. Zudem finde ich nicht, dass sich Erfolg an der Grösse des Ladens misst.

Von wem hättest du denn gerne einen Auftrag? Wer wäre dein Traumkunde?
Ich muss sagen, ich habe schon sehr viele traumhafte Kunden. Aber wenn du mich jetzt fragst, was ich lässig fände, wäre das natürlich eine Porsche Garage, die Stadtpolizei, hm was fände ich noch cool? Eine Biermarke hab ich schon, also müsste noch eine Wodka Marke dazukommen.

Wie ich weiss, bist du stark gegen das Rauchen. Würdest du je für Zigaretten Werbung machen, wenn der Auftrag gut bezahlt ist?
Der Unternehmer in mir würde nun natürlich sagen „Ja, sicher!“, der Idealist in mir sagt allerdings „Nein, mittlerweile nicht mehr.“ Es würde natürlich auch darauf ankommen, für was die Werbung sein soll, für eine Aktion, für ein Konzert das von einer Zigarettenmarke gesponsert wird oder ob es wirklich darum geht eine verführende Welt aufzubauen, wo ich danach genau weiss, wenn ich jetzt meinen Werber Job gemach habe, beginnen tausende von jungen Menschen zu rauchen. Nein, ich glaube also nicht, dass ich heute noch Werbung für eine Zigarettenfirma machen würde.

Mehr Infos rund ums Thema Job & Karriere gibt’s HIER!

Eine Antwort auf „Werber Thomas Meyer über Inspirationsroutine und seinen wodkalosen Arbeitsplatz.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.