Der Manager von Chlyklass, Baldy Minder, über’s älter werden und sein mangelndes Taktgefühl.

Wenn sich die Schweizer Rap Szene zum Cüpli featuring Cuba Libre trinken trifft, fehlt einer nie: Baldy Minder. Der 33-jährige ist seit eh und je der Manager und Booker von Chlyklass, welche aus Wurzel 5, Pvp, Baze & Greis besteht. Auch hat der charismatische Berner sein eigenes Musiklabel „equipeMusic“ bei dem unter anderem das letzte Gimma Album released wurde und bei dem auch die neue zweite Scheibe der erfolgsverdächtigen Gamebois rauskommen wird.

Nachdem also bereits 20minuten Journalist Niklaus, Eventmanager Guri und Energy Züri Moderator Jontsch von sich und ihrer Arbeit berichtet haben, ist es nur verständlich, dass der gute Herr Minder als nächstes an der Reihe ist:

Baldy, immer sieht man dich im engsten Kreis der Schweizer Rapper. Was treibst du genau mit diesen Typen? Es lässt schwer vermuten, dass du in diesem Umfeld arbeitest.
Wenn man mich mit ihnen sieht, steht ihre und nicht meine Arbeit im Vordergrund. Der grösste Teil meiner Arbeit ist zu diesem Zeitpunkt bereits getan. Ich muss da nur noch das Geld eintreiben oder ihnen den Havanna Club holen gehen…

Also könnte man dich eigentlich auch als Teilzeit Bardame betiteln?
Ein Teil meiner Ausbildung als Manager der Chlyklass bestand in der Tat aus einem viermonatigen Barkeeperkurs. Verbunden mit dem Geldeintreiberdiplom von Moskau- Inkasso.

Ein richtiger Allrounder also, wow! Aber mal ehrlich, wenn du dann tatsächlich deiner Arbeit als Booker und Manager nachgehst, was treibst du dann?
Ich sitze zu 90% am Computer, bearbeite E-Mails mit Bookinganfragen und Fanpost und gehe auf Veranstalter zu, um meine Acts unter zu bringen. Auch aktualisiere ich die Bandprofile auf Facebook und den andern Community- Portalen.

Es kommt ganz drauf an, was gerade für Releases anstehen. Im Moment verbringe ich viel Zeit für „The Gamebois“, deren Album bald erscheint und die viele gute Ideen haben. Diese versuche ich dann umzusetzen. Hinzu kommen im Schnitt 20 Telefonate pro Tag. Mein Kopf hat rechts bereits eine Delle, vom ewigen telefonieren!

Und was sind die anderen 10%? Komm, was sind die wilden Seiten des Jobs?
Der Rest besteht aus Networking, Geschäftsbeziehungen pflegen und einfach erreichbar zu sein. In diesem Job gibt’s keine fixen Arbeitszeiten und wenn du nicht erreichbar bist, kriegt jemand anders das Booking.

Die wilden Seiten? Ich wage mal zu behaupten, dass wir Rapper vielmehr den Rock n’ Roll leben, als die selbsternannten Rock n’ Roller. Trotzdem müssen auch wir nach den 13 Jahren, in denen wir den CH- Rap mitgeprägt haben, zugeben, dass uns unser Körper Grenzen aufzeigt. Sprich: Auch wir werden so langsam Spiesser.

Ihr werdet Spiesser? Das passt aber so gar nicht ins allgemeine Bild des HipHoppers. Was sind den die wesentlichen Unterschiede, von heute zu früher?
Das war nicht so ernst gemeint.. aber man wird mit dem Alter schon etwas ruhiger und vielleicht sinkt die Kadenz der Abstürze im Vergleich zu früher ein wenig. Im Grossen und Ganzen sind wir aber immer noch die Alten und können feiern wie die Weltmeister.

Der Sound und der Anspruch an die eigene Musik hat sich aber sicherlich verändert. Wir wollen Sound machen, den nicht nur Teenies gut finden, sondern auch Gleichaltrige verstehen und dann die Konzerte besuchen. Leider gibt’s viel zu viele, die sich mit der Zeit vom Rap abwenden.

Okay, aber sag mal, wie kommt man überhaupt dazu, zu diesem Job? Sind all diese Musiker Jugendfreunde, du warst der einzige der nicht Rappen konnte und so wurdest du halt deren Manager? Oder wie soll man sich das vorstellen?
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Ich gründete zusammen mit Serej und Diens die Crew Wurzel 3. Zuerst war ich DJ, aber mein mangelndes Taktgefühl und die Unfähigkeit beide Hände unabhängig  von einander zu bewegen, liessen meine Dj- Karriere scheitern und wir entschieden uns mit Dj Link einen richtigen Dj an Bord zu holen. Von diesem Moment an zog ich nur noch im Hintergrund meine Fäden und war auch federführend, als es 1999 darum ging zusammen mit PVP und Thomes & Baze die Chlyklass zu gründen. Seit diesem Zeitpunkt bin ich auch für das Management dieser Gruppen zuständig. Später kamen dann noch der Rapper und Produzent Webba und eben The Gamebois dazu.

..was wohl eine gute Entscheidung war. Deine Künstler sind erfolgreich. Doch was wäre aus dir geworden, wenn aus den Jungs keine grossen Rapper geworden wären? Was ist dein Background? Hast du was gelernt? Gar studiert?
Dass in ihnen ein grosses Potential steckt hab ich bereits damals gewusst. Um das zu erkennen musste ich nicht einmal grosse Wahrsagerqualitäten haben.

Aber zudem studiere ich seit 2000 Jura. Bin jetzt im zwanzigsten Semester. Ha! Diesen Herbst werde ich das Studium endlich mit dem Master abschliessen. Mein Musikmanagerdasein hat leider meine Karriere als Jurist etwas verzögert. Aus mir wird nie mehr ein Staranwalt, zumal mich die Materie nie richtig begeistern konnte.

Aber du hast es doch durchgezogen. Brav..

Du hast in den vielen Jahren wohl viele Rapper und auch sonst Schweizermusiker kommen und gehen sehen. Wer denkst du ist the next big thing?
Ich setze grosses Vertrauen in die Karriere der Gamebois, die werden jetzt mit ihrem zweiten Album, welches am 20. August erscheint, für Furore sorgen. Von der jüngeren Generation denke, ich dass  Lo & Leduc aus Bern viel erreichen können. Die sind extrem musikalisch und haben auch eine innovative Ader. Auch Manillio ist so einer. Wichtig ist einfach, dass der Sound eigenständig ist und nicht abgekupfert wirkt. Es hat viele junge Talente, aber es gibt halt auch viele, die es besser lassen würden und ihr Geld in klügere Sachen investieren würden.

Und wer sind für dich die richtig gestanden Musiker/Rapper, denen man so schnell nichts anhaben kann?
Greis ist sicherlich einer der ganz grossen Rapper. Er wird früher oder später den Spagat zwischen Realness und Massentauglichkeit schaffen. Auch Baze hat das Potential ein ganz Grosser zu werden. Sein Album „D Party isch vrbi“, das im Oktober erscheinen wird, ist ein Werk, welches seinesgleiche sucht und sich wohltuend von den andern Mundartrappern  abhebt.

Es ist so, dass bei der Musik auf Schweizerdeutsch, der Dialekt eine grosse Rolle spielt, mir gefallen nicht alle Dialekte gleich gut und deshalb höre ich in erster Linie Berner Rap. Vom Inhaltlichen her, ist sicher Rennie von Sektion Kuchikäschtli einer der besten, aber oft gehört hab ich seine Alben nicht.

Und wer sollte das Musik machen mal langsam bleiben lassen?
Da möchtest du jetzt natürlich Namen hören, gäu? Naja. Bei schlechter Musik höre ich einfach weg. Ich kann zum Beispiel nicht Radio hören, das ist für mich oftmals Vergewaltigung des Gehörgangs. Aber eben, dagegen kann man sich ja wehren. Billaggebühren für Radio zahle ich sicher nicht. Die Kacke, die da läuft kriegt von mir keinen müden Rappen.

Und so hat man mir einmal mehr einen herrlichen Schlusssatz geliefert.

Da gibt’s nur noch eine kleine Anmerkung: Ich habe diesem Interview in meinem Elternhaus den letzten Schliff gegeben. To make a long story short: Mein Vater ist jetzt Fan von The Gamebois und hört nun schon seit einer Stunde deren Youtube Videos rauf und runter. Also Baldy, sei so lieb und schick meinem alten coolen Herrn, sobald die neue Scheibe draussen ist, ein Exemplar. Meci, much love & ade Kinder.

Nützliche Infos rund ums Thema Job & Karriere gibt’s auf Jobwinner.ch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.