Stirbt die Schweizer Gayclub-Szene aus?

gaynightlifeerikschlumpfWir trafen Erik Schlumpf von Angels Events im Interview zum Thema Gay-Nightlife. Dabei erhielten wir einen Einblick ins Schwulen- und Lesbennachtleben in der Schweiz und dessen Entwicklung.

 

Welches sind deiner Meinung nach die Highlights des Jahres 2015 im Schweizer Gay-Nightlife? Gibt es internationale Events, welche keinesfalls verpasst werden dürfen?

Das Gay Nightlife hat sich vom Clubbing mehr in Richtung Grossevents hingelagert. Früher war das Clubleben wichtiger, aber die guten Clubs gibt es praktisch nicht mehr. Die Gäste sind anspruchsvoller geworden und sind nicht bereit Eintrittspreise zu zahlen für eine „normale“ Party. Deshalb werden Anbieter von qualitativ hochstehenden Events oder Festivals sicherlich vom diesem Trend profitieren. Nicht zu verpassen sind 2015 die diversen Partys von Boyakasha, Angels und Wonderworld Pride, sowie natürlich das Zurich Pride Festival.

International steht das Clubleben in Berlin hoch im Kurs. Spannend sind sicherlich auch Besuche an den internationalen Prides wie Köln, Sitges oder Tel-Aviv. Was immer noch zieht, sind die Gay Cruises und Clubferien.

Wie siehst du den Stellenwert der Schwulenszene im Schweizer Nightlife?

Weniger trend-setting als früher, aber weiterhin wegweisend. Die Gäste an den LGBT Events sind allgemein friedlicher und geniessen Partys um Spass zu haben. Auseinandersetzungen und Gewalt sind dabei fast vollständig unbekannt.

Was glaubst du, müsste getan werden, damit das Schweizer Nachtleben schwulen- und lesbenfreundlicher werden würde?

Den Level der Akzeptanz hat die Gay Community in den letzten Jahrzehnten erreicht. Vielmehr geht es heute um eine Gleichstellung. Diese findet mehr und mehr auch Einzug im Nachtleben mit einer weiteren Durchmischung des Partyvolkes. Es gibt aber weiterhin unzählige Gruppierungen und Gemeinschaften, in denen eine offene Gay Szene unvorstellbar sind (Konfessionen, politische Gruppierungen etc.).

Die Akzeptanz bzw. eher die Toleranz, hängt aber immer vom individuellen Verhalten der Partyteilnehmer ab. Auch an unseren Partys, welche sehr tolerant gehandhabt werden, ist nicht alles erlaubt. Es kommt immer wieder vor, dass gewisse Gäste ihren persönlichen Fetisch wohl ein wenig zu selbstbewusst ausleben wollen.

Hast du einen Anstieg der Popularität in den letzten Jahren gespürt?

Das Interesse an Gay Events reduziert sich seit Jahren immer weniger auf die reine Gay Community. Neue Zielgruppen erweitern das Besucherfeld jedes Jahr und steigern somit auch die Popularität der Events.

Wie hat sich die Gayszene in der Schweiz in den letzen Jahren verändert, wie international?

Die Szene hat sich im In- und Ausland in eine ähnliche Richtung bewegt. Durch die erweiterte Akzeptanz der Community, sinkt auch deren Wichtigkeit und der Stellenwert. Junge Gays bewegen sich heute in verschiedensten Szenen und Gruppierungen. Gay Events sind eine von vielen Veranstaltungen, wo sich die junge Generation vergnügt. Auch Online-Dating Plattformen haben die Notwendigkeit von Gay Bars und Gay Partys stark verringert.