Kino zum Anfassen: 3D

Im Westen nichts Neues – im Kino schon gar nicht! Diese Aussage galt bestimmt nicht fürs Jahr 2009 – und fürs 2010 schon gar nicht! “Als die Bilder laufen lernten’ war, als man damit begann, Fotos aneinander zu reihen und merkte, dass daraus Bewegungen entstehen. Im modernen 3D Kino bewegen sich die Figuren nicht mehr nur von Links nach Rechts, sondern sie springen uns förmlich an! Eine digitale Revolution hält Einzug in unsere Kinosäle und wird sich 2010 endgültig durchsetzen!

Kannst dus, oder kannst dus nicht? Wir erinnern uns alle an die seltamen Bildbände, die in den 80-er und 90-er Jahren die Runde machten: Jeweils zwei weitgehend identische Bilder auf der linken und der rechten Seite. Und jetzt? 3D! Hä!? Dreidimensional sehen! Man schob das bunte Buch nun vor den Augen hin und her, von der Nase weg und wieder zurück, schielte bis es schmerzte – und siehe da! Plötzlich konnte man Muster erkennen, die scheinbar hervorstehen, andere, die im Hintergrund liegen. Oder man konnte eben nicht. Wie über all im Leben gilt: Der eine kanns, der andere nicht.

3D Kino
Versucht haben es viele, gescheitert sind sie bisher alle. Aber 2010 ist das Jahr für den Durchbruch von 3D Kino.

Aber worum geht es eigentlich? Wikipedia erklärt: “Viele abbildungsspezifische Probleme und die Orientierung im Raum können durch die räumliche Wahrnehmung des Menschen gelöst werden, die darauf beruht, dass durch den Abstand der Augen zwei unterschiedliche ebene Bilder auf der Netzhaut zu einem Bild mit einer räumlichen Tiefe (Z) zusammengesetzt werden, mit deren Hilfe wir den Vordergrund vom Hintergrund unterscheiden können.”

Die Rede könnte noch bedeutend länger sein – ihr kurzer Sinn: Unsere beiden Augen haben je eine unterschiedliche Perspektive aller Dinge, die wir betrachten. Das führt zu einer räumlichen Wahrnehmung unserer Umgebung. Bei einem Foto wird alles platt gedrückt, und wir sehen nur noch eine Fläche. Geben wir nun jedem Auge wieder seine eigene Perspektive, also je ein Bild, in dem die Perspektive fürs jeweilige Auge stimmt, macht unser (leicht beeinfluss- und irritierbares) Gehirn daraus wieder ein räumliches Abbild. Um dies zu bewerkstelligen, gibt es viele Möglichkeiten. Die derzeit modernste wird durch eine Brille erzeugt, die unsere Blicke auf zwei leicht verschobene (Kino-)Bilder lenkt: Et voilà, 3D-Kino für jedermann!

Nachdem uns Disney 2009 den niedlichen, kleinen Hund BOLT dreidimensional bescherte, folgten zahlreiche weitere Titel, meist Animationsfilme, und just zum Jahresende folgte der Knaller AVATAR. Dies ist allerdings nur ein vorläufiger Höhepunkt. Die meisten grossen Kinos haben einen grossen Saal umgerüstet (für die Technik ist ein neuer, teurer Projektor nötig), jetzt folgen noch viele weitere, und damit kommen auch viele weitere Kassenschlager.

Nicht nur ‘normale’ Kinos zeigen übrigens 3D Filme, sondern mittlerweile auch das einzige iMax-Kino der Schweiz im Verkehrshaus Luzern. Während iMax-Komplexe in allen möglichen Ländern schon seit Jahren spannende Dokumentarfilme, aber beispielsweise auch bereits 2006 die Warner-Produktion DER POLAREXPRESS mit Tom Hanks. Dass wir hierzulande dem Rest der Welt massiv hinterherhinken, was Filmveröffentlichungstermine angeht, ist allgemein bekannt. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass unsere Kinos keine grossartigen Marketingbudgets zur Verfügung hatten, um im November 2009 den grossartigen U2-Konzertfilm «U2 3D» zu promoten. Die «Vertigo»-Tour startete 2004 und dauerte bis 2006, der Film wurde 2007 produziert und kam weltweit anfangs 2008 dreidimensional in die Kinos. Ausser in der Schweiz. Wer im November an der Premiere im Luzerner iMax sass, erlebte zwar grossartiges Spektakel – aber lange Zeit nach der übrigen Weltbevölkerung. Gut Ding will bekanntlich Weile haben, darum freuen wir uns nun umso mehr auf ein grossartiges 3D-Kinojahr 2010.