Ein Loblied auf High Fidelity.

Meine Freunde können es zwischenzeitlich nicht mehr hören. Meine High Fidelity Quotes, die Zitate im Facebook Status. Aber ich möchte heute der ganzen lieben Welt erklären, wieso der 2000 erschienene Film einer der besten Streifen aller Zeiten ist.

Der Film High Fidelity, der auf dem gleichnamigen Buch von Nick Horby basiert, erzählt von dem Plattenladen Besitzer Rob Gordon (John Cusack). Zu Beginn des Films wird er von seiner Freundin Laura (Iben Hjejle) verlassen und beginnt nun die Top Five seiner Ex-Freundinnen wieder aufzuspüren, um heraus zu finden was damals schief ging. Nebenher arbeitet er weiter in seinem Plattenladen „Championship Vinyl“ wo er von den zwei Angestellten Dick (Todd Louiso) und Barry (Jack Black)in seinem Musiksnobismus und dem bashing der Kunden unterstützt wird. So, oh Wunder, läuft es also auch geschäftlich nicht so flott für den Mitte Dreissiger.

Eine kurze Liaison mit der Sängerin Marie De Salle (Lisa Bonet) lassen ihn seinen Laura-Liebeskummer kurz vergessen. Danach kehrt er aber wieder in sein natürliches whiny, selfcentered, sarkastisches Ich zurück und versucht mit nächtlichen Besuchen vor Lauras Wohnung (wo sie mit ihrem neuen Freund zusammen wohnt) und Gesprächen mit ihrer besten Freundin, diese wieder zurück zu gewinnen. Erfolglos wie es scheint. Doch durch einen Schicksaals Schlag ändert sich alles.. und Barry (Jack Black) gibt mit seiner Interpretation von Marvin Gayes Let’s get it on den krönenden Abschluss des Filmes.

Ich liebe Rob. Rob ist mein Held. Er ist, neben Bruce Springsteen, der Held der Arbeiterklasse und seine Musikkenntnisse lassen mein Hösschen höher schlagen. Mit Sätzen wie:

„Well, I’ve been listening to my gut since I was 14 years old, and frankly speaking, I’ve come to the conclusion that my guts have shit for brains.“

„Now, the making of a good compilation tape is a very subtle art. Many do’s and don’ts. First of all you’re using someone else’s poetry to express how you feel. This is a delicate thing.“

Oder Unterhaltungen wie:

Rob: Liking both Marvin Gaye and Art Garfunkel is like supporting both the Israelis and the Palestinians.
Laura: No, it’s really not, Rob. You know why? Because Marvin Gaye and Art Garfunkel make pop records.
Rob: Made. Made. Marvin Gaye is dead. His father shot him.

Hat Rob, und so auch High Fidelity, mein Herz für immer gewonnen. Und wenn dann auch bei mir der Liebeskummer grosses Comeback feiert, versuche ich mit solch Sarkasmus darüber zu stehen wie es nur die von John Cusack gespielte Figur kann. Auch werden in dieser Zeit des Herzschmerzes Liebeslieder so stark empfunden, wie man es nie könnte, wenn man ein blondes Happy Püppchen mit KV Abschluss ist.

Fazit: High Fidelity ist ein Film für Musikliebhaber, die (zu Recht) davon überzeugt sind, dass alles was andere hören, Dreck ist.

“You’re using someone else’s poetry to express how you feel.”

Mein Abend wurde zu einem Medley der verflossenen Liebschaften, und endete damit, dass ich, den kalten Wind im Gesicht, weinend über die Hardbrücke lief und Al Greens Let’s Stay Together sang. Wer dieses Lied nicht kennt ist ein Vollidiot und muss mich nicht mal mit einem Auge anschauen.

Al Greens Let’s Stay Together ist nämlich in meinen Top five songs to cry to. Ebenfalls darauf vertreten ist Sheryl Crows – I Shall Belive, welches man nicht zwingend kennen muss, da es auch mir eher per Zufall entgegen kam. Peter Gabriel mit In Your Eyes hingegen, muss man kennen. 1989. John Cusack im Film “Say Anything..” Sie verlässt ihn und er stellt sich mit einem Kassettenrecorder Spätabends unter ihr Schlafzimmerfenster und lässt Peter mit In Your Eyes für sich sprechen.

In your eyes, the light, the heat, I am complete.” Wie fucking schön ist das denn?

Welcher Mann würde nur im Traum daran denken, sich unters Fenster zu stellen? Geschweige denn mit einem Peter Gabriel Tape! Den einzigen Song, den der Mann von heute nämlich mitsingen kann, ist wohl: Move Bitch oder Textzeilen wie “I wanna lick you from your head to your toes“, wo ich dann im gleichen Atemzug Leela James zitieren muss: “Can’t even turn on my radio without somebody hollerin ’bout a bitch or a hoe.

Die Welt ist momentan ein schrecklicher Ort. Ein schrecklicher Ort mit gefühlloser Musik, und niemandem, mit dem man sich darüber aufregen kann. Zumindest niemand vergleichbarem. Und ich könnte jetzt sagen: The 13th Floor Elevators You’re Gonna Miss Me. Aber ich weiss, dass es nicht so ist, und ich wünschte, dass es bei mir nicht so wäre.

“I got a first class ticket, but i’m as blue as a girl can be.” Marc Cohen Walking In Memphis. Stell mir mal bitte jemanden hin, der die Bedeutung dahinter versteht. Alle sind sie dumm. Und ich will die Zeit zurück. Ich will das Gefühl zurück, wenn schon nicht dich. Gib mir einfach jemanden, der mit mir John Waite hört, ‘cause I ain’t missing you at all, since you’ve been gone away. I ain’t missing you, no matter what my friends say. I ain’t missing you, I can lie to myself.

You’re using someone else’s poetry to express how you feel.High Fidelity.

Gute Filme auf DVD: High Fidelity

Musik geht immer. Ob “All You Need Is Love” (Beatles), “Alone Again Naturally” (Gilbert O’Sullivan) oder “Tainted Love” (Soft Cell). Ob satt, müde, wütend, zärtlich, traurig, hoffend, ängstlich, aufgeregt: Alles ist drin. Nur egal geht mit Musik nicht. Nie. Überhaupt nicht. Weil Musik Gefühl ist, Wahrheit, Seele. Egal geht nicht, weil dann alles egal wäre. Damit braucht mir niemand zu kommen.

Und Rob auch nicht. Rob (John Cusack) ist ein Plattenhändler, der aus Überzeugung mit LPs (Vinyl, große schwarze Scheiben) handelt, denn CDs sind scheiße, das weiß jeder, Begründung unnötig, Nachfrager sind Weicheier.

Rob liebt Musik (nein, das ist kein Hobby, das ist sein Leben) und außerdem Laura (Iben Hjejle, bekannt aus “Mifune”). Aber Laura ist weg, hat’s nicht mehr ausgehalten mit dem Kerl, der mehr Gefühl für seine Platten aufbringt als für sie, und so beginnt Rob zu zweifeln: an seinem Job, seinen sympathisch irren Verkäuferkollegen Dick (Todd Louiso) und Barry (Jack Black), an sich. Und während er sein Leben anhand rührender Listen seiner Lieblingslieder, -platten und -ereignisse rekapituliert, wird der Thirtysomething-Teenie langsam erwachsen.

Drehbuchautor D. V. DeVincentis (“Ein Mann, ein Mord”), der den gleichnamigen Bestseller des Briten Nick Hornby für die USA perfekt adaptiert hat, meint: “Jeder, der das Buch gelesen hat, denkt, es sei über ihn ganz persönlich.”

Selbiges gilt auch für den Film: Männer verstehen so zeitraubende Hobbys wie das Plattensammeln, das einen vor zu viel Leben schützen soll. Frauen kennen solche Männer. Und weil bei Regisseur Stephen Frears alle blöd sind, aber rasend sympathisch, also so wie jeder von uns, können wir darüber lachen und nach dem Film trotzdem gemeinsam Platten hören. Denn Musik, da lässt auch diese Komödie keinen Zweifel, geht immer.