Sonnenschein, Musik und viele verrückte Menschen: Das diesjährige Openair St. Gallen hielt viel mehr, als erwartet.
Das einzigartige am Openair St. Gallen: Es ist nicht nur Familien- und Behinderten-Freundlich, sondern es treffen liebenswerte, kreative Köpfe aufeinander, was eine wunderbare Harmonie auf dem Gelände erzeugte. Ein gelegentliches Bad im Fluss, dann ein Sonnenbad, ab und zu eine Wasserschlacht (der Ersatz zur Schlammschlacht), grossartige Acts und sobald es dunkel wurde, wurde gefeiert und getrunken um sich warm zu halten.
Es war ein wunderbar friedliches Openair, ein schweizer Woodstock, ein Mikrofongefächt der Giganten. Ein Openair an dem so ziemlich alles passieren konnte: Wenn am morgen die Verkaterte Meute Schlange stand für Wassermelone, sich Leute in die Arme sprangen, vor lauter Begeisterung, Menschen, die sich nicht schämen, beim Lieblingslied laut mit zubrüllen oder verliebte Blicke in der Luft herum schwirren.
Kommen wir zu den Highlights:
Biffy Clyro die mit ihren Hits wie „Bubbles“, „Capitain“ oder „Machines“ überzeugten, doch waren ihre Gitarrenriffs und Drums auf die Dauer zu hart. Doch das überzeugendste Argument hatte der Liedsänger Simon Neil an, nämlich eine Gäggeli-Orange Hose– Fantastisch!
Ein paar Stunden später erklangen die schrägen Töne von 30 Seconds To Mars über dem Gelände. Es verbreitete sich eine allgemeine Panik, denn das Geheule von Jared Leto hätte wilde Tiere anlocken können. Dank seiner neuen Frisur (blonder Punk, und als Sahnehäubchen rote Lackhandschuhe) trauen sich die Bären und Füchse nicht aus dem Wald. Schlussendlich kam alles noch gut den nach dem Song „Kings and Queens“ sind sie auch schon wieder verschwunden.
Auf der kleinen Sternenbühne heizten The Temper Trap die Fans ein und brachte das Zelt zum glühen. Die sympathische Band beteuert, wie überrascht sie sind, über die vielen Fans in der Schweiz.
Kommen wir zu den Rock-Giganten: The Strockes. Viel gibt es über sie nicht zu sagen, die Besucher Sprangen, klatschten und wirbelten umher. Der einzige, doch grosse Makel war die Tontechnik: An einem Konzert von einer Band, wie The Strockes, ist es fast eine Beleidigung, dass der Sound so unglaublich mies war. So leise, das man den gegenüber noch Problemlos verstehen konnte.
Die Liricas Analas, welche von DRS 3 als Schweizer Festival Highlight gekührt wurden, haben ihren Titel mehr als nur verdient. Kaum sprangen sie auf die Bühne, sprangen auch die Fans. Kaum Fuchtelten sie mit den Händen, fuchtelten die Fans mit. Eine Schweizer Band, die alle verzaubern.
Als am Samstag Nachmittag Bonaparte den Tag einläutete, war die Stimmung bei den Besucher leider nur mässig. Diejenigen, die mit der Musik tanzten, die Hände in die Luft warfen und leise mitsangen, wurden an diesem Konzert nur belächelt.
Und die Fetten Brote überzeugten wie immer mit Witz, Charme, Ironie und verrückten Choreos. Robert Francis lockte alle verliebten Turteltauben an, bei Kasabian hatten wir wieder ein Soundproblem (einmal LAUTER, bitte!) und Tocotronic angelten sich ein Paar neue Fans.
2Many DJ’s wussten, wie man den Sittertobel Problemlos anzünden kann. Die Openair-Besucher versammelten sich vor der grossen Bühne, als würde dort jemand Gratis iPad’s verteilen. Sound, Leute und Bühnenshow-Einsame Spitze.
Am verkatertem Sonntag gaben Ellie Gouding (ihre Stimme ist einfach unübertrefflich), Billy Talent, The Big Pink und Hurts noch ihr bestes, was aber leider etwas unterging in der müden, dreckigen Menge.
Das Feeling-Highlight, The Magicmoment, der das letzte Mal Kings Of Leon aufriefen, schaffte dieses Jahr die Londoner- Band White Lies. Die UK-Charts-Rider verzauberte das Publikum. Die Sticks und Gitarren waren ihre Zauberstäbe und ihre Musik ihr Magie-Glitzer-Pulver. Es war ein Moment, in dem man sich in der Musik verlor, alles um sich herum vergass.
Alles in Allem war das Openair ein voller Erfolg. Die Musik, die Harmonie, die Menschen- alles Stimmte. Ein Openair zum verlieben.