usgang.ch-Kolumne: Rockstar Diary – Good New Time

Linda Solanki – Spitze Feder, lange Beine

Wer sagt, früher war alles besser, der meint damit eindeutig den Tag vor dem Kater.

Um uns so richtig retro zu fühlen, verabredeten wir uns zum Vortrinken vor dem Ausgang. Für das harte Zeugs war derjenige zuständig, der sich am besten damit auskannte. Also ich. Dummerweise verpasste ich den Bus und um die unglaublich lange Wartezeit zu überbrücken, gab es eigentlich nur eines. Ich hatte schon ein wenig ein schlechtes Gewissen, als ich nur noch mit einer halben Flasche Vodka aufkreuzte, aber zum Glück standen für die anderen noch genug Mädchen-Getränke wie Weisswein und Aperol rum. Zack, runter, und los!

Erstes Ziel: Langstrasse. Oberhalb einer Dönerbude fanden wir unser Glück in einem kleinen Memberclub. „Die armen Männer!“ meinte der Türsteher in Hinblick auf meine nackten Beine. „Meine arme Leber!“ dachte ich eher, als kurz darauf schon wieder Nachschub anstand. Dann tanzten wir ein bisschen zwischen Cowboys und Super Mario. Anscheinend hatten wir das Verkleidungsmemo nicht gekriegt. Machte nix, denn wir blieben eh nicht lange. Wie, wo, was und vor allem warum weiss ich nicht mehr, nur, dass wir in einer Wohnung irgendwo an der Langstrasse landeten, wo es viel zu viel Gin, einen klapprigen Schaukelstuhl und Tolstoi im Bücherregal gab.

Später im Hive war’s dann ganz nett, ein bisschen viel Männer halt und den Spruch mit dem Topmodel gab’s wohl auch gerade im Supermarkt im Angebot. Dafür war die Musik gut und so zuckten wir dem DJ entgegen, bis der erste von uns auf die Fresse flog. Eindeutig Zeit, nach Hause zu gehen. Es war zwar erst drei Uhr, aber so wäre ich zweimal an einem Wochenende zu einer vernünftigen Zeit daheim gewesen. Doch wie das so ist, wenn die Freundin sich im Klo noch schnell die Gedärme auskotzt und man draussen auf sie wartet (sie hatte schon jemanden, der ihr die Haare hielt), kommt man schnell ins Gespräch.

„Tut mir leid, ich muss nach Hause!“ sagte ich – und blieb. Und tanzte und schwatzte und lachte, bis es bereits sechs war und mir die Augen im Stehen zufielen. Gibt es etwas Schlimmeres als ins Bett zu gehen, während die Sonne durch die Vorhangritzen dringt und die Vögel ihr Spottgesang antönen? Hellwach wälzte mich hin und her und schwor mir, nächstes Wochenende vor Morgengrauen daheim zu sein. Ein sehr unwahrscheinlicher Vorsatz.

Hier geht’s zu Linda Solankis aktueller Sexkolumne auf westnetz.ch – read it!

ls

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