Neu im Kino: Women Without Men

Iran in den 50iger Jahren: die Vorgaben des Islams sind strenger als heute und eine Frau ohne Mann eine Last für Familie und Gesellschaft. Ein Militärputsch, Gefahren in den Strassen von Teheran und eine von Männern dominierte Nation sind die Situation in der Shirin Neshat das Schicksal von vier Frauen zeigt. Wunderschöne Bilder und ein verzauberter Garten, der weitab von der traurigen Realität ist geben dem Film etwas Unwirkliches, was die Grausamkeiten auf den Strassen erträglich macht.

Die politische Aktivistin Munis (Shabnam Tolouei) ist um die 30 und sieht nicht ein, wieso sie heiraten soll. Vielmehr möchte sie etwas für ihr Land tun. Nach einem missglückten Selbstmordversuch, verschwindet sie aus dem Leben ihrer Familie und macht sich auf den Weg, für die Zukunft des Irans zu kämpfen. Munis’ Freundin Faezeh (Pegah Ferydoni) versteht die Leiden der Freundin, würde selbst aber nicht den Mut für ein ähnliches Schicksal aufbringen. Durch eine Vergewaltigung ist sie keine Jungfrau mehr und deshalb auch keine gute Frau zum Heiraten. Zarin (Orsi Tóth) ist eine junge Prostituierte und droht an ihrem Schicksal zu zerbrechen. Als sie eines Tages auch noch Gespenster sieht, verschwindet sie und steht mehr als einmal an der Schwelle zum Tod. Schlussendlich ist da noch Fakhri (Arita Shahrzad), die verwöhnte Frau eines Militärgenerals, die nicht mehr glücklich ist in ihrem Leben und kurzerhand die Scheidung einreicht. Sie kauft sich das Haus in eben diesem verwunschenen Garten, welcher für Faezeh und Zarin eine rettende Zuflucht wird. Hier gibt es noch ein Stückchen heile Welt für all jene, die sich nicht einordnen lassen oder können. Fragt sich nur noch wie lange auch dieser Ort von der Realität verschont bleibt.

Shirin Neshat ist in der Lage eine realistische, traurige Geschichte mit wunderschönen Bildern zu erzählen. Jede Szene könnte ein Gemälde sein und auch schauspielerisch gesehen übertreffen sich die vier. Das ganze Konzept stimmt perfekt. Dabei wird eine harte Realität gezeigt, in deren Gegensatz die verträumte Welt des Gartens steht. Man weiss, das Leben kann genauso laufen wie für diese vier Frauen und man verlässt den Kinosaal mit Melancholie, denn egal wie schön die gezeigten Bilder sind: auch sie können die traurigen Schicksale nicht aufwerten und die Wirklichkeit holt jeden noch so schönen Ort ein.

Bewertung: 5 von 5 Regie: Shirin Neshat Darsteller: Shabnam Tolouei, Pegah Ferydoni, Orsi Tóth, Arita Shahrzad Verleih: Cineworx Datum: 19. Juni 2010

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