Neidgesellschaft

Eigentlich müssten wir grün sein. Grün vor Neid, so heisst es doch. Fast 60 Prozent der Menschen glauben, dass die anderen neidisch sind und niemandem etwas gönnen. Das ergab eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach. Grün also. Interessant wäre es, wenn Neidanfälle die Haut verfärben würden. Ein Neid-Detektor. So ähnlich wie bei Pinocchio, dessen Nase beim Lügen wächst. Das blöde Mädchen mit den Glitzerschuhen knutscht mit dem, den man selbst gut findet: Grasgrün. Der Kollege bekommt den Job, den man für sich wollte: Sumpfgrün.

Dann könnten wir keine Freude mehr heucheln, der Beneidete würde sehen, was wir denken. Und wenn er es eh sieht, können wir es auch gleich sagen: „Du verdienst den Job nicht“, zum Beispiel. Wieviel ausgeglichener wir wären, wenn wir nicht mehr nur nicht betroffenen Freunden und dem Goldfisch erzählen könnten, wie ungerecht alles ist. Vielleicht wären wir auch selbstbewusster, weil wir sehen, wie neidisch andere Menschen auf uns sind. Dann würden wir unser Leben selbst besser finden. Und wir könnten anfangen, uns wirklich für die anderen zu freuen.

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