Gewitterwolken über Sonnentanz-Festival

Es hätte ein neuer Hoffnungsträger am Elektrohimmel werden sollen. Doch so einiges lief an der Premiere des Festivals in Jonschwil schief. 

Die erste Schocknachricht erreichte am Tag des Festivalauftaktes via Facebook die Besucher. Deichkind, der unangefochtene Headliner, wurde kurzerhand ausgeladen: 

«Wir, die Veranstalter DirtyRockers des Sonnentanz-Festival 2014, müssen und werden die Verantwortung für folgenden Sachverhalt auf uns nehmen: eine Verkettung unglücklicher Umstände, zusätzliche bauliche Auflagen, die dem noch sehr jungen Festival in letzter Minute durch die Behörden auferlegt wurden, auf welche wir wiederum wegen beschränkter finanzieller Möglichkeiten nur in einem engen Rahmen reagieren konnte und bestimmt auch eine gewisse Unerfahrenheit unsererseits führte zu der für Alle sehr unangenehmen Situation, dass wir heute Vormittag den Auftritt der Band „ Deichkind“ auf dem Sonnentanz- Festival absagen musste. Wir mussten uns dafür entscheiden, da ansonsten ein Zustandekommen des gesamten Festivals in Gefahr gewesen wäre.»

Deichkind selber reagierte prompt mit einer Gegenmeldung:

«Liebe Besucher des Sonnentanz-Festivals, liebe schweizer Fans.
Wir sind sehr enttäuscht und traurig, Euch mitteilen zu müssen, dass unser Auftritt auf dem Sonnentanz-Festival vom Veranstalter abgesagt wurde. So was ist uns doch noch nie passiert! Wir können uns Eure Enttäuschung vorstellen und haben leider keine befriedigende Lösung für diese unglückliche Situation! Bis kurz vor knapp haben wir den Veranstalter versucht dabei zu unterstützen, unserenAuftritt möglich zu machen. Doch Unerfahrenheit seitens des Veranstalters, unglückliche Umstände und Behördenunbill kamen da wohl irgenwie zusammen, so dass er uns heute Mittag abgesagt musste. Scheiße! Und nun? Wir sind selber noch ganz verdattert.
Wir lieben die Auftritte in der Schweiz und wären sehr gerne gekommen, müssen Euch aber nun aufs nächste Jahr, dann aber mit neuem Album und neuer Show, vertrösten!
Wir verstehen wenn Ihr genervt seid, wir sind es auch.
Euer Deichkind»

Nicht nur Deichkind fielen aus Kostengründen aus dem Programm: Auch zwei weitere Headliner, Moonbootica und Joachim Garraud, wurden überstürzt ausgeladen, und zwar ohne dies zu kommunizieren! Leider ist es nicht nur beim Rauswurf der Aushängeschilder des Festivals geblieben. Weitere Acts und DJs, die vielleicht nicht gerade eine Reichweite von Deichkind hatten, wurden stillschweigend gestrichen. Bei einem stolzen Eintrittspreis von 200.- für zwei Tage ohne wirklich namhafte Musiker, aber haufenweise Lokalprominenz, ist der Ärger der Besucher mehr als verständlich. 

Der Frust seitens der Fans war riesig, doch wurden auffallend viele negative Kommentare zensiert. Was Überhand nahm, waren verständnisvolle Beiträge, Respekt vor der «Krisenkommunikation» und Stimmen, die sich die Atmosphäre nicht vermiesen wollten. Da hat jedenfalls der Zensor des Sonnentanz-Festivals seinen Job übereifrig erledigt… Oder die Anwesenden waren tatsächlich begeistert.

Während des Festivals häuften sich die Klagen, es seien erschreckend wenig sanitäre Anlagen vorhanden. Wartezeiten von bis zu einer Stunde mussten anscheinend für den Gang zur Brille eingeplant werden. Mehrere Personen echauffierten sich zudem über die massiven Sicherheitskontrollen, die permanent unter den Besuchern durchgeführt wurden. Sicherheit in allen Ehren, aber irgendwann ist genug halt auch genug und führt nicht wirklich zu einer ausgelassenen Stimmung. In weiteren Kommentaren beschwerte man sich über das Nicht-Vorhandensein von bestellten Zelten, die angemietet werden konnten und für die Festivalgänger bereitstanden – oder eben nicht. 

Ob es eine Neuauflage im nächsten Jahr geben wird, steht noch in den Sternen. Denn zuerst will man eine Bilanz ziehen über die diesjährige Ausgabe und sich dafür oder eben dagegen entscheiden. Einer, der ganz bestimmt nie wieder kommen wird, ist der slowenische DJ Umek, der am Sonnentanz-Festival seinen Europatourauftakt gehabt hätte: 

«I’m really dissapointed that I couldn’t perform last night for my Swiss fans! But unfortunately the promoter hasn’t paid his dues. Music business is business after all and we all have to fulfill our end of the deal.»

 

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jm 

 

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